Nach unserer schönen Tour über den Caminito de Rey, verbrachten wir die Nacht freistehend einige Kilometer vom Caminito entfernt am Embalse Conde de Guadalhorce. Wie fast alle Stauseen in Andalusien, war auch dieser mit sehr wenig Wasser gefüllt, so dass sich riesige Verebenungsflächen am Rande auftun. Kein Wasser weit und breit, so bot sich also genug Platz, um ein schönen und einsamen Übernachtungsplatz zu finden. Laut offiziellen Meldungen besteht aktuell eine große Gefahr von Wasserknappheit, so dass im letzten Sommer bereits für einzelne Bereiche des Lebens in Andalusien Einschränkungen vorgenommen wurden.
Trockenheit in Andalusien 2023
Zum Zeitpunkt unserer Tour durch Andalusien waren viele Stauseen nur noch zu einem Viertel gefüllt. Laut Nachrichten, hatte das zur Folge, dass Pools nicht mehr gefüllt werden durften und die Duschen am Strand abgestellt wurden. Angeblich hatten einzelne Gemeinden Nachts den Bürgern bereits das Wasser abgestellt. Auch aktuelle Zahlen im Winter Anfang 2023, am Beispiel des Embalse de Barbate, an dem wir zwei Wochen später einige Tage standen standen, machen keine Hoffnung. Beim niedrigsten Stand 2022 war er nur noch zu 14% gefüllt, jetzt waren es gerade einmal 20%, also kaum mehr. Hoffen wir das Beste, dass sich diese Situation in Zukunft ändert, aber die Prognosen bleiben düster. Hier am Stausee sahen wir übrigens das erste Mal in diesem Frühjahr die Spanische Iris oder auch Spanische Schwertlilie genannt. Eine sehr hübsche Pflanze.
Aber bleiben wir nochmal beim Thema Regen. In der folgenden Nacht änderte sich allmählich das Wetter. Nach vielen Tagen Sonnenschein, deutete sich ein Wetterumschwung an. So machten wir uns tags darauf schnell weiter Richtung Ronda, der weißen Stadt auf den Felsen. Wir starteten im Trockenen, aber alsbald fing es an zu tröpfeln und wenig später befanden wir uns im dichten Nebel und Regen. Doch scheinbar war dies nur eine kleine Episode und so kamen wir in Ronda bereits wieder im Trocknen an.
Lidl, ALDI & co. in Spanien
Um schnell noch die Vorräte aufzufüllen besuchten wir wie fast immer einen Lidl auf der Strecke. Nach unserer Erfahrung und Geschmack die beste Wahl unter den Märkten in Spanien. Lidl hat hier in Spanien eine gute Auswahl an Produkten. Außerdem hat es wohl die beste Brotauswahl, vor allem wenn es mal kein Weißbrot sein soll. Das Filialnetz ist groß und in fast jeder Kleinstadt auf unserer Route im Osten und Süden Spaniens gibt es irgendwo eine Filiale. In den größeren Städten gibt es noch die großen Carrefours. Sonst bieten sich noch die Filialen von Mercadona, ALDI und Dia an. Seltener, und nur im Osten Spaniens verfügbar, ist die Kette Consum. Generell hat sich die Auswahl für uns Vegetarier und Veganer stark gebessert. In fast jedem Supermarkt, sind solche Produkte erhältlich.
Ronda, das weiße Dorf auf dem Felsplateau
Nun ja, Ronda als weißes Dorf zu bezeichnen ist vielleicht arg übertrieben. Denn Ronda mit seinen 34.000 Einwohnern, das beeindruckend auf einem Felsplateau thront, wäre eher als weiße „Stadt“ zu bezeichnen, reiht sich aber in die Liste der weißen Dörfer Andalusiens. Im Sommer, wenn sich die Spanier in die Sommerferien begeben, schieben sich zahlreiche Tagesausflügler durch die Stadt, aber in der Nebensaison geht es hier eher beschaulich zu. So hatten wir die Altstadt fast für uns alleine.
Der Puente Nuevo in Ronda
Ronda ist zweigeteilt. Auf einem Felsplateau befindet sich die Altstadt (La Ciudad), auf dem anderen Felsplateau die Neustadt (El Mercadillo). Beide Stadtteile sind durch die beeindruckende Brücke Puente Nuevo verbunden, welche die Schlucht des El Tajo überwindet. Sie ist die Hauptattraktion in Ronda und das Selfie von einem der Aussichtspunkte mit der Brücke im Hintergrund scheint Pflicht zu sein. Ihr Bau begann im Jahr 1751, wurde jedoch erst ganze 50 Jahre später fertig gestellt. Überlieferungen nach soll der Architekt José Martín de Aldehuela von seinem Bauwerk derart begeistert gewesen sein, dass er sich von der Brücke stürzte, da er seiner Annahme nach wohl nie mehr etwas großartigeres hätte bauen können. Sicher ist tatsächlich nur, dass er im Jahr der Fertigstellung in Ronda starb.
Ronda ist übrigens auch die Wiege des spanischen Stierkampfes. Die Variante zu Fuß, wie es ihn heute gibt, wurde erst im 18. Jahrhundert hier in Ronda populär. Die Stierkampfarena Plaza de Toros fasst 5.000 Besucher und kann besichtigt werden. Da uns aber so rein gar nichts am Stierkampf liegt, sparten wir uns das Eintrittsgeld. Imposant ist sie, den Fotos nach zu beurteilen, wohl allemal.
Die Altstadt von Ronda
Ein Besuch der Altstadt sollte man sich natürlich nicht entgehen lassen. Sie ist nicht wirklich groß, aber in den kleinen Gassen mit den weißen Gebäuden geht es in der Nebensaison beschaulich zu. Man hat Zeit und Ruhe für einen kleinen Spaziergang und der eine oder andere kleine Laden mit Souvenirs lädt zum Shoppen ein, Sobald man allerdings die Puente Nuevo überquert, um in die Neustadt zu kommen, ist die Ruhe schlagartig vorbei. Hier befinden sich die Einkaufstraßen, Cafés und Restaurants. Es lohnt sich auch ein kleiner Spaziergang über die Puerta de la Cijara, die alten Stadtmauern der Altstadt. Auch hier hat man schöne Ausblicke auf Ronda und es gibt die Gelegenheit für den Besuch der Arabischen Bäder aus dem 13. Jahrhundert. Diese hatten allerdings bei unserem Besuch geschlossen.
Übernachten mit dem Camper in Ronda
Uns boten sich zwei Alternativen zum Übernachten. Einen Stellplatz für unseren Camper in Nordosten der Stadt, zentral gelegen, aber eng und für Hunde eher ungeeignet. So zeigte es sich zumindest bei einer kurzen Vorbeifahrt. Also fuhren wir weiter in den Süden Rondas, ein Stück außerhalb der Stadt. Der am Campingplatz Camping El Sur angeschlossene Wohnmobilstellplatz liegt ruhig, er ist sauber und den Hunden bietet sich außerhalb, an der unbefahrenen Straße, genügend Auslauf. Entgegen vieler schlechter Bewertungen, hatten wir mit dem WLAN auf dem Platz keine Probleme. Also Punkt für uns und die Möglichkeit, ein paar Sachen abzuarbeiten für unseren Blog.
Sierra de Grazalema und die Geier Andalusiens
Nach zwei angenehmen Nächten in Ronda, war unser nächstes Ziel die Sierra de Grazalema. Auch hier gibt es viele hübsche, weiße Bergdörfer. Eines der bekanntesten ist Zahara de la Sierra und so machten wir uns auf die kurvenreiche Strecke dorthin. Die Sierra de Grazalema wurde als eine der ersten Regionen in Spanien 1977 zu einem Biosphärenreservat in Schutz gestellt und anschließend 1984 in einem Naturpark umgewandelt. Die Sierra liegt auf Höhen zwischen 600 und 1600 Metern und gehört mit bis zu 2000 Litern Niederschlag im Jahr zu den regenreichsten Regionen in Spanien.
Wir schlängelten uns auf dem Weg nach Zahara de la Sierra gemütlich die Berge hinauf, als plötzlich Gänsegeier am Himmel auftauchten. Ein Glück, dass gerade ein Parkplatz hinter der nächsten Kurve auftauchte um das Spektakel am Himmel zu beobachten. Wir waren in Andalusien bereits einigen Exemplaren begegnet, wie zum Beispiel bei El Chorro, doch hier zeigten sich plötzlich Massen von Geiern nur knapp über uns. Wir zählten auf die Schnelle 50-100 Gänsegeier im Gleitflug am Himmel, nicht mitgezählt die Tiere, die sich gerade hinter den Hängen befanden. So schnappten wir uns schnell die Kamera samt Teleobjektiv machten ein paar schöne Nahaufnahmen von den eindrucksvollen Tieren.
Zahara de la Sierra
Zahara de la Sierra war bei unserem Besuch ein kleines, verschlafenes Dörfchen. Es hat gerade einmal 1.400 Einwohner und nur ein paar schmale, am Bergrücken verlaufende Gassen. Im Zentrum an der Kirche befinden sich ein paar Bars und Restaurants und so gönnten wir uns bei herrlicher Wintersonne in der Bar Nuevo ein Mittagessen. Die Speisekarte war recht übersichtlich, was ja nichts heißen soll, und wir sehr skeptisch was uns erwartet, aber es war tatsächlich richtig gut. Ansonsten wirkte das Dorf eher ausgestorben, vermutlich da wir an einem Sonntag hier waren. Ein überaus hübsches Fotomotiv ist der Torre del Reloj. Der Glockenturm aus dem 16. Jahrhundert beeindruckt durch seine schlichte und klare Form mit abgerundeten Ecken.
Mit vollem Magen machten wir uns nun in unzähligen Kurven nach Grazalema. Wir wählten mal wieder, nein wie immer, die steile und enge, dafür aber äußerst reizvolle Strecke. Diese verläuft hoch hinaus über den 1357 Meter hohen Pass Puerto de las Palomas mit tollen Aussichten. Wir hatten Glück und sahen direkt am Wegesrand eine riesige Herde Steinböcke grasen.
In Grazalema kamen wir dann am späten Nachmittag an, parkten unseren Dexter auf einem Parkplatz oberhalb des Dorfes und schon bekamen wir Gesellschaft. Knapp unterhalb das Passes fuhren wir an einem grünen Vario (MB711) nett winkend vorbei. Dieser gesellte sich jetzt zu unserem Vario und wir lernten Christiane und Alex kennen. Die beiden sind mit ihrer grünen Minna bereits durch ganz Asien gereist, unter anderem Russland, Mongolei, China und Indien. Spontan gingen wir zusammen los, um im Dorf einen Kaffee und ein Bier zu trinken. Die beiden hatten wirklich tolle Geschichten zu erzählen. Liebe Grüße an dieser Stelle an Euch. Es war ein schöner Abend und wir hoffen, dass sich unsere Wege bald wieder kreuzen für ein nettes Zusammensein. Gerne hätten wir mehr Zeit mit Euch verbracht.
2 Responses
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