Wandern auf dem GR5 in Luxemburg – Ouren nach Vianden (Tag 2)

Nach einer angenehmen und gar nicht so kalten Nacht unter dem Tarp geht es weiter Richtung Vianden. Das Wetter wieder ein Traum, so dass bei manch einem die ersten Schmetterlingen schon Frühlingsgefühle ausbrechen lassen.

Die Berge waren an diesem Morgen recht warm, mit um die sieben Grad, aber die Täler eiskalt und bedeckt mit Raureif. Nebenschwaden steigen von den Wiesen hoch durch die bereits warme Februarsonne.

Das Haareis

Und da entdecken wir in einem Tal eine Besonderheit namens Haareis, oder auch Eiswolle genannt (siehe Bilder oben). Von Weitem hat es den Anschein ein Pilz sein zu können, aber nein, es ist tatsächlich eine recht seltene Form des Eises, welches man nur bei ganz bestimmten Bedingungen sehen kann. Hier eine kleine Zusammenfassung des LWG Bayern: Bei diesem Naturphänomen bilden sich an abgestorbenen Ästen von Laubholz Haare aus Eis. Die Besonderheit dieser Eisform ist, dass sie nicht wie ein Eiszapfen an den Enden, sondern von ihrer Basis her wächst. Damit Haareis entsteht, muss es vorher ein bis zwei Tage viel geregnet haben und die Temperatur anschließend gerade so um den Gefrierpunkt liegen. Dann muss eine windstille Zeit folgen. Die Temperatur muss anschließend unter den Gefrierpunkt fallen, damit sich Eis bilden kann. Es darf aber auch nicht zu kalt werden, damit der Prozess im Ast nicht zum Erliegen kommt. Das Wachstum der Strukturen entsteht dadurch, dass das Wasser zuerst oben gefriert und sich ausdehnt. Aber zusätzliches Wasser drückt von innen vom Ast her nach. Bei Erreichen der Oberfläche gefriert es ebenfalls und dehnt sich aus. Nach einer Studie wird Haareis durch das Myzel winteraktiver Pilze ausgelöst, deren aerober Stoffwechsel Gase produziert, die das im Holz vorhandene Wasser an die Oberfläche verdrängen. Man hat herausgefunden, dass Haareis nur auf abgestorbenen Ästen von Laubgehölzen wächst, die von der Rosagetönten Gallertkruste (Exidiopsis effusa) besiedelt sind. Die genauen chemischen und physikalischen Prozesse, welche die Eishaare entstehen lassen, bleiben auch weiterhin im Dunklen. Die Forscher entdeckten jedoch in den geschmolzenen Eishaaren Reste organischer Substanzen. Darunter befand sich auch Lignin. Der Haareisforscher Mätzler vermutet, dass das Lignin oder ein ähnlicher Stoff das Eis seine ungewöhnliche Form behalten lässt. Das Haareis dürfte dem Baumpilz somit als eine Art Frostschutzmittel dienen. So gefriert das Wasser nicht im Ast, wo der Pilz wohnt, sondern außerhalb. Durch die Energie, die beim Vorgang des Gefrierens frei wird, wird der Ast zudem etwas wärmer als seine Umgebung. So viel für heute zum Thema Biologie.

Energie durch Wasser

Unsere Wanderung geht heute seltener am Flüsschen Our entlang, dafür aber öfter in die Seitentäler und über mitunter anstrengende Bergauf-Passagen, die mehr und mehr unsere Kräfte schwinden lassen. Nach dem bereits anstrengenden Tag gestern, haben wir ordentlich zu kämpfen. Hinzukommen unbegehbare Passagen durch Windbruch an steilen Hängen, aber wir kämpfen uns weiter den Berg hoch. Oben angekommen erreichen wir das Pumpspeicherwerk Vianden, unseres Wissens nach das Einzige in unserer näheren Umgebung. Das künstliche Wasserbassin auf 509 Meter Höhe wird in Verbindung mit dem Stausee im Tal zur Speicherung von Energie in Form von Wasser genutzt. In Zeiten, in denen wenig Energie in Form von Strom verbraucht wird, wird die überschüssige Energie verwendet um das Wasser in das obere Bassin zu pumpen. Wird viel Strom/Energie verbraucht, produziert das Pumpspeicherwerk Energie, in dem es vom oberen Bassin Wasser durch die Turbinen ablässt und somit Energie erzeugt wird. Also nichts anderes als ein großer Akku auf dem Berggipfel. Das Pumpspeicherwerk wurde von 1954 bis 1964 gebaut und geht auf Planungen aus dem Jahr 1925 zurück. Soviel für heute zum Thema Technik.


Ab hier geht es gemütlich bergab Richtung Vianden, vorbei an der Seilbahn, welche die Touristen gerne auf den Berg bringt, und dann weiter mit schönen Aussichten auf die Burg Vianden. Unsere Tour endet heute und hier früher als geplant, da unsere Akkus am Minimum war. An dieser Stelle dann noch ein Lob an den luxemburgischen ÖPNV. Im doch recht ländlich gelegenen Vianden fahren Sonntags stündlich Busse in das nahegelegene Diekirch – und das kostenlos, wie im Rest von Luxemburg auch. In Deutschland wäre das unvorstellbar. Somit nutzten wir diese Gelegenheit und ließen uns zum am eigentlichen Ziel stehenden Auto fahren. Bis bald GR5, der ersten Etappen waren landschaftlich mehr als toll!

  1. Wandern auf dem GR5 in Luxemburg – Ouren nach Vianden (Tag 1)
  2. Wandern auf dem GR5 in Luxemburg – Ouren nach Vianden (Tag 2)
  3. Wandern auf dem GR5 in Luxemburg – Vianden nach Eppeldorf
  4. Wandern auf dem GR5 in Luxemburg – Eppeldorf nach Echternach
  5. Wandern auf dem GR5 in Luxemburg – Echternach nach Mertert


Was ist der GR5?

Der GR5, ein europäischer Fernwanderweg! Der GR5 startet in den Niederlanden bei Hoek van Holland, durchquert Belgien, Luxemburg, Frankreich über die Vogesen, das Jura, die Seealpen und endet nach 2080 Kilometern am Mittelmeer bei Nizza. Und was hat das nun mit uns zu tun? Gerne steckt man sich Ziele in seinem Leben – und warum nicht irgendwann mal sagen können, man ist in Wanderschuhen von der Nordsee bis an das Mittelmeer gelaufen? Also haben wir nun ein neues Projekt! Wie die Zeit es zulassen wird, nehmen wir uns dem GR5 an und wandern ihn abschnittsweise. Mal nur als Wochenentouren über Strecken, die in unserer Nähe liegen, oder aber als längere Touren, wenn der Urlaub und die Corona-Regeln es zulassen. Auf geht’s, bonjour GR5! Oder auch Moieeen, wie der Luxemburger sich zu jeder Tages- und Nachtzeit zu Grüßen pflegt!



Video zur Wanderung auf dem GR5



Die Tour auf dem GR5 bei Komoot



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