1. Marokko – Land in Sicht!
  2. Marokko – Von Tanger nach Asilah
  3. An der marokkanischen Küste – El Jadida und Oualidia
  4. Desert Point – Wir bekamen Nachwuchs
  5. Ali’s Garage & Marrakech
  6. Die Kasbah von Telouet

Tag 97 unserer Reise – 6300 km gefahren

Unsere Reise an der marokkanischen Küste ging weiter. Wir verbrachten vier schöne Tage auf dem kleinen Campingplatz an der Plage de Bhibeh, aber schließlich war es dann doch irgendwann an der Zeit, weiter nach Essaouira zu reisen. Wir hatten heute nur eine kurze Strecke von knapp 80 Kilometern vor uns. Die Suche nach einem stadtnahen Stellplatz gestaltete sich mal wieder schwierig, denn direkt in Stadtnähe befindet sich kein geeigneter Stell-, oder Campingplatz. Zwar kann man wohl auf dem einen oder anderen Platz direkt in der Stadt stehen und schlafen, aber das war uns dann doch zu viel des Trubels. Als Ausgangspunkt für die Stadtbesichtigung wählten wir den Camping Soleil Sidi Kaouki im gleichnamigen Ort, der etwa 20 Kilometer südlich von Essaouira direkt am Strand liegt. Hier kümmert sich Ali sehr liebenswert um seine Gäste. Morgens gibt es sogar kostenloses und frisches Brot direkt am Platz. Wie an vielen Stellen in Marokko, muss aber auch hier auf dem Campingplatz das Fleckchen Erde mit vielen lieben Straßenhunden geteilt werden. Und da die Hunde auch mal nachts den Platz bewachen, ist nächtliches Hundegebell also vorprogrammiert. Wer also einen leichten Schlaf, sollte an Ohrenstöpsel denken, oder die Gegend hier gänzlich meiden.

Sidi Kaouki
Am Strand von Sidi Kaouki

Wie kommt man nun von hier draußen nach Essaouira? Für eine Fahrt ins Zentrum hat man zwei Alternativen. Entweder man nimmt den Bus, der vier- bis fünfmal am Tag fährt, oder man nimmt, wie wir, das Grand Taxi. An dem großen Platz, am Eingang von Sidi Kaouki fahren Taxi und Bus ab. Mit ein wenig Wartezeit steht ein Taxi bereit, und, wenn man Glück hat, fährt man nicht alleine und zahlt gerade einmal 15 Dirham pro Person. Zurück am Abend muss man eher alleine fahren und zahlt so, je nach Verhandlungsgeschick, 100 Dirham für das ganze Taxi. Immer noch ein akzeptabler Preis für eine halbe Stunde Autofahrt.

Essaouira
Essaouira

Essaouira

In Essaouira besuchten wir lediglich die Medina zum Shoppen und Essen. Sie ist riesengroß mit unendlich vielen Gassen und umgeben von einer alten Stadtmauer. Es herrscht ein Treiben, wie in allen anderen marokkanischen Medinas oder Souks.


Nach zwei Tagen mit Stadtbesichtigungen von Essaouira verließen wir Sidi Kaouki, starteten in einen neuen, denkwürdigen Tag. Warum denkwürdig, erfahrt ihr gleich. Unser Ziel war Taghazout, das auch wieder direkt am Meer gelegen ist. Die Landschaft wurde bergiger, karger, trockener und die Arganbäume dominierten nun die Landschaft. Am Straßenrand winkten die Verkäufer den Fahrenden zu, um vielleicht doch noch eines ihrer kostbaren Arganöle zu verkaufen, doch viele Touristen waren nicht unterwegs. Wir verzichteten erst einmal darauf und planten später, bei Gelegenheit, den Besuch einer Kooperative. Ein paar Kilometer vor Taghazout traf die Landstraße wieder auf das Meer und Klippen bildeten den Abschluss zum traumhaften Meer mit hohen Wellen.

Wir entschieden uns bereits hier einen Platz zum Freistehen zu suchen. Endlich war es wieder soweit und wir konnten auf den Komfort eines Campingplatzes verzichten. Die Camper, hier meist Surfer, standen bereits reihenweise auf den Klippen und ein kleines Schild zeigte uns den Weg zum Desert Point, unser neues Zuhause für die nächsten Tage. Wir suchten uns einen schönen Platz mit toller Aussicht zwischen Arganbäumen und bereits nach kurzer Zeit hatten wir ein Rudel Straßenhunde um uns. Verschiedene Farben, verschiedene Größen und einer lieber und verschmuster als der andere. So packten wir unser Vorrat an Hundefutter aus und versorgten die Meute fürs Erste.

Nisha mit ca. fünf Monaten

Die kleine Nisha

Doch dann, bei einem kleinen Spaziergang auf den Klippen, entdeckten wir einen kleinen Welpen. Scheinbar gerade einmal vier oder fünf Monate alt, war die Hündin vollkommen abgemagert. Die Rippen drückten sich durch das Fell, die Rute war eingezogen und sie ganz scheu. Eine Mutter und andere Welpen waren weit und breit nicht zu sehen. Wir versuchten ihr irgendwie etwas zu essen zu geben, doch das gestaltete sich schwieriger als gedacht. Erstens war sie so geschwächt, dass sich kaum etwas zu sich nahm und zweitens hatte sie ihren Schlafplatz unter einer dornigen Hecke und sobald wir mit Futter zu ihr unterwegs waren, kam das ganze Rudel hinter uns her und das scheue Hundebaby verkroch sich wieder in ihre kleine Höhle. Also teilten wir uns meist auf. Einer gab dem Rudel Futter und der andere schlich sich, zu dem Welpen. Glücklicherweise nahm sie mit der Zeit immer mehr Futter zu sich.

Nun waren wir an unserem neuen Stellplatz und hatten urplötzlich eine Aufgabe. Den kleinen Welpen versorgen und irgendwie aufpäppeln. Wir gaben ihr Mittel gegen Würmer und andere Parasiten. Vermutlich hätte die Kleine wohl kaum mehr als ein oder zwei Tage überlebt, hätten wir sie nicht versorgt. Das gleiche Schicksal scheint wohl dem Rest des Wurfes ergangen zu sein. Aber was will man tun? Man kann so ein kleines Stück Elend nicht einfach sich selbst und dem Sterben überlassen. Das Revier um unseren Camper gehörte ungefähr fünf Hunden und denen ging es blendend und waren wohl genährt. Zeitweise kamen auch noch mehr Hunde vorbei, die wohl auf Tour aus anderen Revieren waren. Diesen Hunden ging es offensichtlich ganz gut. Voraussetzung zum Überleben ist das Betteln nach Nahrung und Wasser, und da in der Gegend viele Surfer, Touristen und Camper waren, war das Überleben der Hunde kein Problem. Doch der Welpe war so scheu, und konnte genau dies nicht. Er war so extrem geschwächt, dass der sich nicht in das Rudel integrieren konnte.

So verging die Zeit. Aus geplant einer Nacht am Desert Point, wurden schnell zwei, drei und vier. Wir lebten zusammen mit dem Rudel Hunden. Wir saßen mit unserem Blick auf das tosende Meer und um uns herum war immer ein Gast. Wir fütterten fleißig morgens und abends. Einige Hunde lagen bei uns, die anderen sahen wir weit unten am Meer spielen oder im Wasser toben. Abends gingen wir mit unseren Hunden auf die Gassirunde und waren dann mit sechs, oder sieben Hunden unterwegs. Und nachts? Auch da bleib eine Hündin, nennen wir sie jetzt einfach mal „Blacky“, ein kleiner schwarzer Schäferhund Mischling, immer bei uns. Sie begrüßte uns morgens, bekam ihr Futter, lag tagsüber unter dem Camper im Schatten, bekam abends wieder ihr Futter und schlief die Nacht über wieder bei uns, wahlweise dann auch auf unseren Stühlen, die sie gerne anknabberte.

Irgendwann waren unsere Vorräte aufgebraucht. Unser Menschenfutter und auch das Futter der Straßenhunde. Also hieß es Einkaufen gehen. Wir verließen die Klippen und Blacky und andere trabten hinter uns hinterher. Wir befürchteten, sie würden uns weiter auf die Straße folgen, doch das passierte glücklicherweise nicht. Die nächste größere Einkaufsmöglichkeit war Agadir und fuhren an dem Tag gute 80 Kilometer für unsere Besorgungen. Zurück an unserem Platz, wurden wir am späten Nachmittag freudig von Blacky und den anderen begrüßt. Der kleine Welpe war natürlich auch noch da und bekam nun endlich richtiges Welpenfutter. Mit der Zeit wurde sie immer zutraulicher und nach fünf Tagen schafften wir es, sie das erste Mal anzufassen und am Bauch zu streicheln. Welch ein schönes Erlebnis.

In der Zwischenzeit begannen wir uns Gedanken zu machen, wie es mit der Kleinen weitergehen soll. Sie hatte die letzten Tage zwar ein paar Gramm zugelegt, doch würde sie es ohne uns schaffen? Sie würde nie zu anderen Campern zum Betteln gehen und würde würde dann doch irgendwann elendig verhungern. Wir machten uns viele Gedanken und begannen zu recherchieren, ob es eine Möglichkeit gäbe sie irgendwo unterzubringen. In Agadir gab es diverse Tierschutzorganisationen, die notleidende Tiere aufnehmen, doch diese waren entweder aus bestimmten Gründen nicht geeignet, oder heillos überlastet und nahmen keine Tiere mehr auf. Nach langem Überlegen, entschlossen wir uns letztendlich dazu, die Kleine mit auf Reise zu nehmen. Trotz Zweifel, ob es mit drei Hunden im Camper funktionieren wird. Und sie bekam nun ihren Namen… NISHA!

Nach einer Woche am Desert Point stand nun unser letzter Abend bevor. Es war ein trauriges Gefühl, die Straßenhunde zurück zu lassen, denn sie waren uns in der kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen. Wir machten einen letzten Abendspaziergang und suchten Nisha. Sie hatte sich wieder in ihren Unterschlupf verkrochen. Wir lockten sie mit ein wenig Futter heraus und zack, Nisha wurde schnell in den Arm genommen und zum Camper getragen. Da war sie nun in ihrem neuen Zuhause und sie schaute sich skeptisch um. Masou und Youma schnupperten an ihr und hießen sie willkommen. Das war also geschafft. Wir verbrachten die erste Nacht zu fünft und fragten uns, wann wir denn das erste Mal in der Nacht mit ihr raus müssen, oder wie unser Camper morgens aussehen würde. Doch alles war gut. Wir wachten morgens auf, die Kleine hatte sich über Nacht nicht gemeldet und es gab auch keine bösen Überraschungen. Welch ein Glück an einem doch traurigen Morgen. Wir machten unseren letzten Rundgang mit dem Rudel und verabschiedeten uns von den anderen Campern. Blacky saß da, schaute uns an und merkte vielleicht, dass wir dieses Mal nicht wieder zurück kommen werden. Leider war für einen vierten Hund kein Platz mehr, aber wir wussten, dass sie hier gut versorgt ist. Wir drückten sie noch einmal und machten uns schließlich auf die Weiterreise.

Am Desert Point
Am Desert Point

Unsere Fahrtstrecke in diesem Beitrag

Mit Bildern und Standorten (reinzoomen und Punkte klicken, roter Punkt = Bilder, grüner Punkt = Übernachtungen).

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