1. Marokko – Land in Sicht!
  2. Marokko – Von Tanger nach Asilah
  3. An der marokkanischen Küste – El Jadida und Oualidia
  4. Desert Point – Wir bekamen Nachwuchs
  5. Ali’s Garage & Marrakech
  6. Die Kasbah von Telouet

Eine ganze Woche befanden wir uns am sogenannten Desert Point ? im Süden Marokkos. Plötzlich waren wir zu fünft und hatten mit Nisha ein neues Familienmitglied. Nun galt es die Kleine fit zu machen für die Weiter- und Ausreise nach Europa. Doch das musste noch ein paar Tage warten. Auf unserer letzten Tour vom Desert Point, zum Einkaufen nach Agadir, hatten wir einen kurzen Stopp in Aourir bei Ali’s Auto-Werkstatt gemacht, die Sjoukje und Florian uns empfohlen hatte. Wir erklärten Ali das Problem mit unseren Bremsen und machten einen Termin aus. So war es schließlich heute soweit und wir machten uns auf dem Weg nach Aourir, in der Hoffnung, dass die Bremsen ohne Probleme gewechselt werden können.

Ali, Marion, Carsten

Die Auto-Werkstatt von Ali liegt direkt im Dorfzentrum von Aourir an der Hauptstraße. Nur eine kleine schmale Einfahrt lässt die Zufahrt zum Hinterhof erkennen. Zuerst waren wir unsicher, ob wir richtig sind, aber sahen dann einen Camper neben dem anderen auf dem Hof stehen, an denen fleißig gearbeitet wurde. Franzosen stehen neben Deutschen und Briten auf dem Platz. An dem einen Wagen wird geschweißt, der andere Wagen lackiert und der nächste Campertruck bekommt eine neue Anhängerkupplung. Jetzt verstehen wir so langsam. Ali scheint bekannt zu sein unter den Camperkollegen. Wir bekamen einen Parkplatz zugewiesen und richteten uns wie geplant auf eine Übernachtung ein, da die Arbeiten nicht an einem Tag gemacht werden konnten. Übrigens übernachten viele von Ali’s Kunden direkt auf seinem Hof, manche sogar Wochen, je nach dem, welche Arbeiten so machen sind.

Die Mechaniker machten sich so langsam an unserem Camper zu schaffen. Die Betonung liegt allerdings bei langsam. Zuerst wurde uns die Frage gestellt, ob wir einen Wagenheber dabei hätten. Ja, hatten wir, aber sicher keinen, der für eine längere Reparatur ausgelegt ist. Also wurde ein Wagenheber gesucht. Keiner da? Schließlich wurde schnell der Wagenheber unter einem anderen Auto entfernt. Zwischendurch gab es natürlich immer mal wieder Probleme an anderen Fahrzeugen. So arbeitete der Mechaniker mal fünf Minuten an unserem Camper, dann wieder eine halbe Stunde an einem anderen. Naja, wird schon irgendwie funktionieren, dachten wir. Die Zeit zog sich hin und am Ende des Tages waren zumindest mal die vorderen Bremsklötze erneuert, die in keinem guten Zustand mehr waren, wie sich später zeigte. Scheinbar sind sie irgendwann einmal zu heiß geworden und schienen auf der Oberfläche verbrannt. So hat es zumindest mal Ali diagnostiziert. Unsere Vermutung, dass die Bremsscheiben hinüber waren, bestätigte sich glücklicherweise nicht, denn die konnten drauf bleiben. Ali empfiehl uns aber, am nächsten Tag die Trommelbremsen der Hinterachse zu überprüfen.

Nun verbrachten wir die erste Nacht mit unserem Neuzugang Nisha auf dem Hinterhof einer Auto-Werkstatt. Für sie war jetzt alles ganz neu. Viele Menschen, viel Lärm, neue Geräusche und Gerüche überall. Glücklicherweise war direkt neben dem Gelände eine unbebaute Wiese, wo wir mit unseren Hunden entspannt Gassigehen konnten. Die anderen Camper saßen bis spät in den Abend zusammen auf dem Hof, machten Lagerfeuer und von der Straße drang der Lärm der Autos und der vielen Menschen zu uns rüber, die noch spät am Abend auf der Straße unterwegs waren. Trotz allem hatten wir eine sehr entspannte und ruhige Nacht mitten in der Stadt.

Der nächste Morgen begann wie der Tag zuvor. Viele Mechaniker kümmerten sich um zu viele Dinge. Kein Chaos, eher planlos. Aber irgendwie doch nett anzusehen. Zeitdruck hatten wir ja keinen und so ließen wir sie einfach machen. Unsere hinteren Trommelbremsen wurden zerlegt und nun zeigte sich, woran unser Bremsproblem auch gelegen haben könnte. Die Trommeln waren vollkommen verdreckt. Eine Mischung aus Rost, Staub und Abrieb der Bremsscheiben. Die selbigen und die Trommeln selbst waren noch vollkommen in Ordnung. Es wurde alles kräftig gereinigt und schwups, war schon wieder ein Tag vergangen. Demnach blieben wir noch eine zweite Nacht und Ali und seine Mechaniker machten die restlichen Arbeiten in Ruhe am Sonntagmorgen. Sicher ist sicher.

Wer bei einem Marokkobesuch also auch mal Dinge am Camper zu reparieren hat, dem können wir Ali auf jeden Fall empfehlen. Im Ort gibt es übrigens alles für den täglichen Bedarf in Reichweite und die kleine Patisserie gegenüber der Auto-Werkstatt bietet äußerst leckere Avocado-Orangen-Smoothies an. Solltet ihr unbedingt probieren!

Nisha

Nun stand für Nisha ihr erster Besuch beim Doktor an. Da es nun allerdings Sonntag war, verbrachten wir noch eine Nacht außerhalb von Agadir bei dem Örtchen Takate auf dem Camping Takat zwischen deutschen und französischen Dauercampern. Ein Traum ? . Der Tierarzt in Agadir, Dr. Khabous, war herzallerliebst. Nisha wurde untersucht und bekam ihre Impfungen und die Formalitäten für die Ausreise nach Europa wurden vorbereitet. Die Stadt Agadir selbst besuchten wir nicht, nutzten hier jedoch nochmal die Möglichkeit alle Vorräte im großen Carrefour aufzufüllen. Unser neues Nachtlager wurde der kleine Stellplatz am Hotel namens Paradis Nomade nahe dem Örtchen Azrarag. Er bietet Platz für gerade Mal eine Handvoll Camper, die meist auf der Durchreise sind. Er bietet wenig Komfort, denn Entsorgungsmöglichkeiten für Grau- oder Schwarzwasser gibt es keine. Frischwasser gibt es ebenso nicht, aber zumindest Duschen. Einzig seine Ruhe und Abgelegenheit war ein Besuch wert. Hier konnten wir nach dem Trubel der letzten Tage gut entspannen.

Unser nächstes Ziel war Marrakech. Die Strecke führte uns über die gut ausgebaute Autobahn nach Norden über die Ausläufer des Atlasgebirges. Die Fahrt war lang und es war inzwischen heiß geworden. Nicht weit von Marrakech entfernt machten wir einen Stopp auf der Raststätte und stellten fest, verdammt, die Bremsen an der Hinterachse sind glühend heiß, trotz einer langen Fahrt auf der Ebene nach dem Atlasgebirge ohne viel bremsen zu müssen. Nun hieß es Nachdenken und abwägen. Riskieren wir die ungefähr dreißigminütige Weiterfahrt nach Marrakech, oder bestellen einen Mechaniker auf den Rastplatz. Wir entschieden uns sicherheitshalber für Letzteres und fragten den netten Tankstellenmitarbeiter, der uns kurz zuvor den Camper vollgetankt hatte nach Hilfe. Kaum eine Viertelstunde später kam Mahjoub, seines Zeichens Mechaniker, auch schon mit seinem PKW um die Ecke. Er packte sein spärliches Werkzeug aus und fragte nach einem Wagenheber. Ein Déjà-vu! Nun musste also doch unserer herhalten.

Geduldig schauten wir Mahjoub zu, wie er den LKW aufbockte und begann die Bremsen einzustellen. Mal links, mal rechts, dann wieder links. Zwischendurch fluchte er aufgrund seines schlechten Werkzeuges. Die Verständigung mit seinem spärlichen Französisch gestaltete sich kompliziert. Er gab uns Zeichen, dass sich jemand in das Fahrerhaus setzen und auf das Bremspedal treten solle. „Freiner“ rief er, was Bremsen bedeutete. „Un, deux, trois, quattre, freiner, démarrer, frein á main! Damit meinte er viermal auf die Bremse treten, dann den Motor einschalten und schließlich die Handbremse lösen. Gesagt, getan! Plötzlich ein Ruck und ein Poltern und der LKW begann davon zu Rollen. Der Wagen stand beim Lösen der Handbremse nämlich noch auf dem Wagenheber und plumpste sehr unsanft runter. Marion, die sich hinten in der Kabine befand, und der Rest des Interieurs wurden kräftig durcheinander gewirbelt. Nach dem kurzen Schrecken meinte Mahjoub, dass jetzt alles in Ordnung sei. Na mal sehen ?  Vertrauenserweckend erschien uns die ganze Aktion nicht gerade. Zumindest hatten wir anschließend Nummern getauscht, falls es weitere Probleme gegeben hätte. Wir setzten schließlich unsere Fahrt nach Marrakech fort. Und das Ergebnis der Aktion? Wir kamen in Marrakech an und die Bremsen waren wenigstens besser als vorher. Zwar nicht mehr glühend heiß, aber sie hatten immer noch viel zu viel Temperatur. Egal, wir waren jetzt zumindest in Marrakech und konnten uns nun in Ruhe im das Problem kümmern.

Marrakech

Unser neues Zuhause in Marrakech war der Camping El Ferdaous, direkt an der N9, am nördlichen Ende der Stadt. Ein großer Stellplatz mit einem Pool und einem kleinen Supermarkt. Es war jetzt Mitte März und der Frühling hielt allmählich Einzug. Die vielen Olivenbäume spendeten Schatten und die Orangen- und Zitronenbäume begannen gerade zu blühen und verströmen einen fruchtigen Duft über den gesamten Campingplatz. Wir blieben insgesamt zehn Tage auf dem Platz und merkten, dass der Frühling in Marokko bereits ordentlich heiß werden kann. Die Temperaturen stiegen jeden Tag höher über der 30 Gad Marke. Bei schließlich 37 Grad am Tage, 20 Grad in der Nacht und gerade mal knapp 10% Luftfeuchtigkeit wurde es dann doch zu viel und es wurde Zeit in die kühleren Berge zu fahren, aber dazu gleich mehr.

Der schöne Campingplatz war für uns gerade ideal und ein Schnäppchen mit 75 Dirham die Nacht. Zwar war die angrenzende Straße durchaus hörbar, aber hier war genug Platz und die Camper standen nicht wie die Sardinen eng aneinander. Wir hatten ein Plätzchen abseits gefunden und konnten jetzt die Hunde auch mal direkt am Camper spielen lassen. Auch die Gassirunde lies sich bequem auf dem Gelände erledigen, ohne dem vielen Müll außerhalb zu begegnen. Jetzt konnten wir uns auch ausgiebig um Nisha kümmern, die in dieser Zeit große Fortschritte machte. Sie integrierte sich rasend schnell in ihr neues Rudel und baute schon eine gewisse Bildung zu uns auf. Zwischendurch nutzten wir die Zeit für mehrere Stadtbesuche. Eine Art Sammeltaxi fährt die Gäste direkt vom Platz aus in das Zentrum und zu einer mit dem Fahrer besprochenen Uhrzeit auch wieder zurück. Die Hin- und Rückfahrt kostet für zwei Personen 100 Dirham. Ein fairer Preis wie wir finden. Alternativ kann man auch den Linienbus verwenden, der direkt in der Nähe hält.

Bereits auf der Fahrt ins Zentrum erlebten wir das Flair der Stadt – schnell, hektisch, laut. Blinkend und hupend beanspruchte unser netter Chauffeur die gesamte Fahrbahnbreite, um dann ebenso die schlechte Fahrweise der anderen Verkehrsteilnehmer süffisant zu kommentieren. Dichtes Auffahren und abruptes Bremsen, für ihn ganz normal. Aber richtig unsicher fühlten wir uns trotzdem kaum und er erzählte uns nebenbei noch ein paar Infos über die Stadt und Ihre Geschichte. Wir stiegen aus und machten uns auf dem Weg zum Place Jemaa el Fna, dem Herz und Epizentrum Marrakechs. Jeder Tourist landet irgendwann hier und nimmt seine ganz eigenen Eindrücke mit nach Hause. Tagsüber fristet der Platz ein eher seelenloses Dasein, doch das ändert sich zum späten Nachmittag ganz schnell.

In einem großen Karree wird auf einem Teil des Platzes im Handumdrehen eine riesige Fressmeile aufgebaut mit geschätzt dreißig Ständen. Ein Stand gleicht dem anderen und bietet meist das identische Standardprogramm marokkanischer Küche. Gegrilltes Fleisch, gegrilltes Gemüse, Tajines und die traditionelle Harira. Anwerber stehen vor Ihren Ständen und versuchen forsch, aber immer noch freundlich, Passanten zum Essen aufzufordern. Hat einer Erfolg wird dies mit lautstarkem Beifall honoriert, oder gerne auch mal ein Ständchen angestimmt. Es mag nicht auf alle anderen Stände zutreffen, aber beim von uns auserwählten Stand war das Essen eher Durchschnitt und auch die Tricks sind schnell durchschaubar. Wir fragten vorher nach einer Gemüsetajine und so wurde uns als Beispiel ein üppig gefülltes Tongefäß auf dem Grill gezeigt. Das dann gelieferte Gericht hatte aber letztendlich mit gutem Willen nur noch die Hälfte der Größe des vorher gezeigten. Übel nahmen wir es ihnen dennoch nicht, denn wir wurden satt und das war die Hauptsache. Und es war schön, einfach hier zu sitzen und die faszinierende Stimmung des Ortes aufzusaugen.

Gegen Abend füllte sich der Rest des Jemaa el Fna. Die warme Abendluft wurde begleitet von einem Duft aus gegrilltem Fleisch, rauchender Holzkohle und Räucherstäbchen. Frauen boten Ihre Hennakunst an, Schlangenbeschwörer beschworen ihre Schlangen und diverse Glücksspieler buhlten um die Gunst der vorbeiziehenden Menschen, vielleicht doch noch den einen oder anderen Dirham da zu lassen. Es gab jede Menge Straßenhändler und eine unendliche Menge an Saftständen welche die Vorbeiziehenden lautstark dazu aufforderten einen frischen Saft zu kaufen. Lediglich die dressierten Affen, mit ihren einstudierten Kunststücken, hinterließen bei uns einen übelen Beigeschmack. Wie man sich mit ihnen fotografieren lassen kann, ist für uns unverständlich. Zum Einbruch der Dunkelheit verteilten sich schließlich verschiedene Musikgruppen auf dem Platz und spielten traditionelle Musik auf ihren Instrumenten. Um sie herum blieben Menschen stehen, setzten sich und lauschten im schwachen Schein der Lampen der Musik. Es wurde geklatscht, getanzt, oder einfach nur aufmerksam zugehört. Nach dem ersten Eindruck vermutet man vielleicht, dass diese Show möglicherweise nur für die Touristen dargeboten wird, doch sieht man genauer hin, sind es meist die Einheimischen, die gespannt der Musik lauschen. Diese abendliche Stimmung auf dem Platz, eine Art riesiges Open-Air-Spektakel, war wirklich einzigartig und ganz besonderes Erlebnis.

Natürlich besuchten wir auch den großen Souk Marakkechs, der sich wie ein ganzes Stadtviertel ausbreitet. Wer nicht aufpasst, verläuft sich ganz schnell in dem Gewirr von kleinen Gassen. Ansonsten wird dem Touristen hier alles geboten, was in einen Souk gehört. Die Preise in Marrakech sind aber mit die höchsten in Marokko.

In den zehn Tagen in Marrakech ließen wir schließlich noch einmal die Bremsen von unserem Dexter prüfen. Wir fragten an der Rezeption unseres Campingplatzes nach einem Mechaniker oder Auto-Werkstatt. Die Mitarbeiterin tätigte einen kurzen Anruf und eine halbe Stunde später war der bestellte Mechaniker da. Besser geht es nicht. Wir standen mit unserem Camper auf dem Campingplatz und der LKW wurde repariert. Der Mechaniker machte nun nichts Weiteres, als die Trommeln der Hinterachse wieder komplett zu demontieren, zu reinigen und dieses Mal ganz exakt einzustellen. Wir können vorwegnehmen, es war nach diesem Eingriff dann alles in Ordnung und wir hatten keine Probleme mehr. So endete eine schöne Zeit in Marrakech und wir machten uns auf in die Berge. Mehr dazu im nächsten Beitrag.

Links zu diesem Beitrag:
Ali’s Werkstatt: https://goo.gl/maps/7eZXYytfRPjoyUWS7
La Maison De La Patisserie: https://goo.gl/maps/2spWeCCS6sx6khYx8
Tierarzt Dr. Khabous Agadir: https://goo.gl/maps/S8sj5V5bJH2iwGMh8
Camping El Ferdaous Marrakech: https://goo.gl/maps/jxrzQ9NaXhu7aYsA6

Unsere Fahrstrecke in diesem Beitrag

Mit Bildern und Standorten (reinzoomen und Punkte klicken, roter Punkt = Bilder, grüner Punkt = Übernachtungen).

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