Nach zwei Nächten in Asilah ging es zurück auf die Piste und wir wollten schnell Richtung Süden. Casablanca und die Rabat ließen wir aus und machten für eine Nacht nur einen kurzen Zwischenstopp in Mohammedia, da der dortige Campingplatz Mimosa nur fünf Minuten von der Autobahn entfernt liegt. Er hat viele Bäume, die Schatten spenden, und die Duschen waren heiß. Hähne, Perlhühner und Katzen besuchten uns an unserem Truck und die Mitarbeiter waren freundlich und hilfsbereit. Mehr Komfort war für eine Nacht nicht notwendig. Hier kamen wir mit Sjoukje und Florian ins Gespräch, die gerade auf der Rückreise Richtung Spanien waren. Wir unterhielten uns über Dies und Das und kamen auf das Gespräch Werkstatt. Auf der langen Reise bis nach Marokko bemerkten wir bereits, dass die Bremsen unseres alten Lastenesels allmählich an ihre Grenzen kamen. Bei Bergabfahrten schienen die Bremsen schnell heiß zu werden, es machte sich ein Ruckeln bemerkbar und dann wurde es zu viel für den Dicken. So schoben wir einen Werkstattbesuch immer weiter vor uns her. Sjoukje erzählte uns, dass sie ihrem Camper in einer Werkstatt bei Agadir für wenig Geld eine Unterbodenkur gegönnt hatten und sie die Werkstatt wärmstens empfehlen können. So hatten wir plötzlich einen vielleicht ziemlich guten Plan! Liebe Grüße von hier aus an Euch beide!
El Jadida
Nach einer entspannten Nacht ging es am nächsten Tag weiter nach El Jadida. Einen Campingplatz in Stadtnähe gibt es dort nicht mehr, aber man kann für 30 Dirham über Nacht direkt an der Strandpromenade bewacht parken. Der Strand ist von morgens bis spät abends gut besucht. Es wird Fußball gespielt, Frauen treffen sich auf ein Schwätzchen und viele sitzen einfach nur dort und schauen aufs Meer hinaus. Am Abend stehen hier Verkäufer mit ihren kleinen Wagen und verkaufen allerlei Zeug, wie Souvenirs, Suppen oder Zuckerwatte. Junge Leute flanieren in die Stadt und es geht mitunter laut zu. Wer also Ruhe sucht ist hier ganz sicherlich falsch.
Bildergalerie El Jadida:
El Jadida ist wenig touristisch erschlossen, zumindest was Nichtmarokkaner angeht. Aber vielleicht ist die Stadt deswegen einen Stopp wert. Sie ist eine Hafenstadt mit ca. 200.000 Einwohnern und die portugiesische Altstadt, die Cité portugaise und heute Medina, wurde 2004 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt. Sie ist von einer Mauer umgeben, auf der man die Cité Portugaise von oben umrunden kann. Auch lässt sich schön das Treiben im Hafen beobachten, wenn die kleinen, aus Holz gebauten Fischerboote, in den Hafen ein- und auslaufen. Die Altstadt selbst ist Wohngebiet mit ein paar Souvenir-Geschäften. Ansehen sollte man sich die dort gelegene Citerne Portugaise, eine Zisterne mit Rippengewölbe. Ein wirklich tolles Fotomotiv, aber leider war sie bei unserem Besuch geschlossen. Hat man den kurzen Rundgang in der Medina abgeschlossen, lohnt es sich dem außerhalb der Medina gelegenem, quirligen und authentischem Treiben des Souks (siehe Infokasten) hinzugeben. Man kann dort wirklich alles kaufen, vom leckeren selbstgemachtem Brot, über frisches Obst, Kleidung und Haushaltswaren. An kleinen Ständen gibt es frisch gekochtes Essen zu nicht touristischen Preisen. Hier taucht man ein ins wirkliche marokkanische Leben. In der Nähe des Hafens gibt es zudem zahlreiche Fischrestaurants. Hier wird massig frischer Fisch aufgetischt bei einem guten Preisniveau. El Jadida hat uns wirklich gut gefallen. Wenig Schnickschnack, viel Marokko.
Marokkanische Souks
Jede Stadt und größeres Dorf besitzt ihren Souk und auf einer Reise durch Marokko gehört der Besuch eines Souks zum Pflichtprogramm. Es gibt kleinere Souks in den Dörfern, aber auch größere, wie in Marrakech, die sich fast auf einen ganzen Stadtteil ausdehnen. Hier findet sich alles für den täglichen Bedarf und vieles mehr. Es hat etwas von den uns bekannten Märten auf dem europäischen Kontinent, aber darüber hinaus viel, viel mehr zu bieten. Es wird frisches Essen an Ständen direkt auf der Straße gekocht. Entweder Tajines oder frisch gegrilltes Fleisch. Das Brot an den Ständen ist noch warm und kommt direkt aus dem Ofen. Es gibt eine Masse an Obst, Gemüse, Kleidung, Teppiche, Tonwaren und Haushaltsartikeln. Aber der Souk ist mehr, als nur ein Markt, er ist das Herz einer Stadt. Marokkaner aller sozialen Schichten kommen hier zusammen. Der Souk ist ein Ort voller Gerüche und Sinneseindrücke. Der Duft von frisch gegrilltem Fleisch, Minze, Gewürze, Räucherstäbchen, rohem Fleisch und frischem Fisch liegt in der Luft. Es ist laut und jeder hat etwas zu sagen. Mopedfahrer und Handkarrenschieber buhlen um den schnellsten Weg durch die Menschenmassen. Es kann mitunter anstrengend sein, diese ganzen tollen Eindrücke zu verarbeiten. Die Lautstärke, die Enge und das Gewusel. Aber es ist das wahre Marokko und bietet bleibende Eindrücke.
Oualidia
Nach viel Autobahnfahrt führte uns unsere Fahrt weiter Richtung Süden nun direkt an der Küste entlang nach Oualidia. Das Dorf liegt malerisch an einer schönen Lagune, die durch Felseninseln vom Meer getrennt ist. Um Oualidia herum hat man mehrere Möglichkeiten mit dem Camper zu Übernachten. Entweder oben auf den Klippen zwischen Lagune und Meer, das aber vorzugsweise mit einem 4×4. Ein großer, betonierter Parkplatz im unteren Teil des Dorfes und ein Campingplatz weiter oben mit Blick auf das Meer. Wir entschieden uns für den großen Parkplatz. Kaum angekommen wurde uns frischer Fisch, Krabben und Austern angeboten. Wir entschieden uns für eine frische Dorade, die anschließend vom Verkäufer direkt am Camper auf einem Holzkohlegrill für uns zubereitet wurde. Viel Charme hat der Stellplatz allerdings nicht, so blieben wir nur eine Nacht und verlagerten unseren Standort nur ein paar hundert Meter weiter auf den Campingplatz Laguna Park. Hier war kaum etwas los und wir richteten uns mit einem tollen Meerblick ein.
Freistehen in Marokko
Übrigens ist ein Freistehen im Küstenbereich Marokkos nicht erlaubt. Übernachtet man irgendwo an den Klippen besteht die Möglichkeit, dass man abends Besuch von der marokkanischen Polizei bekommt. Sie argumentiert, dass der Platz nicht sicher wäre und man wird anschließend an einen sicheren Ort eskortiert. Der vermeintliche sichere Platz ist dann meist die örtliche Polizeistation. Keine Angst, nicht die dortige Zelle, sondern der Platz davor, wo man schließlich seinen Camper abstellen und dort schlafen darf. So mieden wir das an der Küste das Freistehen und wählten immer den „sicheren“ Campingplatz. Spätestens südlich von Essaouira ändert sich aber die Situation und man kann über Nacht auch mal die freie Natur genießen. Auch sei schon mal verraten, dass es in der Beziehung im Hinterland, also zum Beispiel im Atlasgebirge, überhaupt keine Probleme gab. Ach, und unsicher haben wir uns in Marokko noch nie gefühlt.
Bildergalerie Oualidia:
Marokkanische Straßenverkäufer und die Tajines von Ali
Auf dem Campingplatz Laguna Park in Oualidia hatten wir mehr Ruhe, als auf dem Platz am Vortag. Man hat ja in gewissem Maße Verständnis für die marokkanischen Straßenverkäufer, die mit dem Verkauf von Waren aufdringlich versuchen ihren Lebensunterhalt zu sichern, doch wenn man alle paar Minuten dem fünften Krabbenverkäufer teils mehrmals dankend ablehnen muss, ist dies schon zermürbend. Doch es gibt auch positive Beispiele und so lernten wir Ali kennen. Er schaut nicht nur auf dem Stellplatz vorbei, sondern auch auf dem Campingplatz und kommt mit seinem alten Moped, erkennbar durch die weiße Box auf seinem Gepäckträger. Er ist respektvoll, überaus höflich und spricht hervorragend Deutsch. Seine Frau namens Milouda kocht leckere Tajines und Couscous und Ali liefert Abends die fertigen Gerichte in der warmen Tajine direkt an den Camper. Auch sein Kuchen ist köstlich. Wenn ihr also mal in der Gegend seid, dann schaut vorbei und bestellt etwas bei ihm. Es lohnt sich! Wer noch Lust hat, eine Bootstour durch die Lagune zu unternehmen, sollte auch hier Ali fragen, denn sein Freund bietet wirklich günstige Touren an. Und letztendlich gab es nach langer Zeit auch mal wieder die Möglichkeit eine längere Wanderung zu machen. Vom Campingplatz aus sind es nur ein paar Minuten bis zu den Klippen. Hält man sich südlich bieten sich kilometerlange Wege vorbei an Gemüsegärten, Fischerhütten und alten Friedhöfen.
Plage Bhibeh
Nach ein paar sonnigen Tagen in Oualidia führte unsere Reise immer weiter in den Süden. Wer nicht in Eile ist, sollte auf jeden Fall die Küstenstraße wählen, anstatt die vielbefahrenen Schnellstraßen oder Autobahnen. Es bieten sich zahlreiche Möglichkeiten für eine Rast, entweder oben auf den Klippen, oder auch an kleinen Buchten direkt am Meer. Aber Vorsicht, die Straßen werden schmäler und die Ränder sind ausgefranst mit einigen Zentimetern Höhenunterschied. Es ist also oft unvermeidbar, entweder einfach stehen zu bleiben, um den Gegenverkehr vorbeizulassen, oder man riskiert ein Ausweichmanöver in den Schotter, wenn unfähige deutsche Camperkollegen die gesamte Fahrbahnbreite für sich beanspruchen. So erging es uns einmal samt Vollbremsung. Der Schrecken war groß, aber glücklicherweise ist nichts passiert und die Reifen blieben heile. Nach langen 150 Kilometern erreichten wir am späten Nachmittag unser neues Quartier, das kleine Fischerdörfchen Bhibeh, bestehend aus ein paar Häusern.
Ein Geheimtipp scheint hier der Camping de la Plage zu sein, eine Mischung aus kleinen Appartements im marokkanischen Stil und ein paar betonierten Stellplätzen für Camper direkt am Strand zwischen Sanddünen in aller Einsamkeit. Hat man Glück, und steht ganz vorne, bietet sich ein traumhafter Blick über das Meer. Die Anfahrt zum Platz kann aber mitunter mühsam werden. Die zwei Kilometer lange Sandpiste wird auch durch schwere Laster befahren, so dass die sowieso schon buckelige Piste nach Regenfällen fast unbefahrbar wird. Aber für das einsame Fleckchen lohnt sich die Fahrt, denn wir waren meist mit gerade mal einer Handvoll Campern auf dem Platz. Bei Bedarf bekommt man vom Personal Brot aus dem Dorf mitgebracht und Olga, der Wachdienst und deutscher Schäferhund, ist herzallerliebst.
So hatten wir uns nun so langsam an Marokko gewöhnt und waren gespannt, was uns sonst noch so erwarten wird. Im nächsten Beitrag besuchen wir Essaouira und reisen weiter nach Agadir.
Links zu diesem Beitrag:
Mohammedia, Camping Mimosa: https://goo.gl/maps/hQF3jAfQ5iKdmDX1A
Oualidia, Camping Laguna Park: https://goo.gl/maps/wqyi9ebYX3JCCzEFA
Bhibeh, Camping de la Plage: https://goo.gl/maps/hQksgtRz89Z4v9es5
Unsere Fahrtstrecke in diesem Beitrag
Mit Bildern und Standorten (reinzoomen und Punkte klicken, roter Punkt = Bilder, grüner Punkt = Übernachtungen).
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