Tag 34 – 2845 km Gefahren – 29.12.2022
Schweren Herzens mussten wir heute die schöne Playa de la Galera beim Cabo Cope verlassen. Sechs Tage sind wir hier geblieben, einfach so, weil es so schön war. Ein Weihnachtsfest direkt am Meer ohne Weihnachten. Das war gerade genau nach unserem Geschmack. Die kleine Youma musste sich weiterhin von ihrer Operation erholen und so machten wir die eine oder andere kleine Wanderung.
Auf nach Almería
So hieß es nun auf nach Almería. Wir richteten uns mal wieder auf einem Campingplatz ein, dieses Mal der Camping La Garrofa, etwas außerhalb und westlich von Almería, mitten in einer kleinen Bucht umgeben von hohen Felsen, und unser Dexter bekam einen tollen Platz direkt unter einem uralten Viadukt. Unser eigentlicher Plan war ein Stadtbesuch Almerías in Kombination mit Strom und Wasser auffüllen. Aus dem Plan wurde letztendlich nur Strom tanken und einfach nochmal einen ganzen Tag gemütlich auf dem Platz bleiben und die Zeit vergehen lassen, da die Lust auf einen Stadtbesuch ganz plötzlich verflogen war. Auch das Wassertanken wurde kurzerhand gestrichen. Frischwasser gibt es hier leider keines, sondern nur aufbereitetes Meerwasser. Es ist schon etwas merkwürdig, wenn man unter der Dusche das Salz des Meeres schmeckt. Das kleine Restaurant am Platz bietet einfaches, aber preisgünstiges Essen mit sehr netten Gastgebern.
Die Tabernas Wüste
Nun hieß es auf in die Tabernas-Wüste zu den Filmlegenden. Nur circa 30 Kilometer nördlich von Almería befindet sich die Tabernas-Wüste. Sie gilt als die einzige echte Wüste in Europa und zählt zur heißesten und trockensten Region auf dem Kontinent. Die Landschaft ist karg, gezeichnet von der Erosion der letzten 100.000 Jahre. Es finden sich immer wieder faszinierende Gesteinsformationen und sogenannte Ramblas, also Trockenflüsse, die nur periodisch bei Starkregen Wasser führen. Die weit verzweigten Ramblas haben das Gebiet in eine bizarre Landschaft umgeformt. Es gibt viel zu bestaunen, ob nun die Landschaft an sich, oder kleinere Highlights, die sich gut zu Fuß erkunden lassen, vorausgesetzt man interessiert sich ein wenig für Geologie und lässt sich nicht von der Kargheit der Wüste abbringen.
Für einen kleinen Ausflug, um sich ein einen kleinen Eindruck der Gegend machen zu können, bietet sich der Parkplatz am Oasis Mini-Hollywood an. Der Parkplatz ist kostenfrei und bietet auch genug Platz für Camper. Eine kleine Rundtour von 12 Kilometern haben wir Euch am Ende dieses Beitrages hinzugefügt. Sie führt durch die Badlands, zu den Las Salinas, besondere Steinformationen, entstanden durch Erosion von salzhaltigem Gestein. Die Route führt auch durch das Tal, in dem vor vielen Jahren der Film Lawrence von Arabien gedreht wurde. Hier erinnern noch die Palmen und ein paar Überreste an die Drehs von damals. Wer Interesse an alten Filmsets hat, dem bieten sich hier diverse Möglichkeiten die Drehorte vieler Film-Klassiker zu besuchen. Ob das Oasis Mini-Hollywood, das Fort Bravo, oder das Western Leone, hier, und an vielen anderen Stellen, wurden beispielsweise Szenen für Zwei glorreiche Halunken und Indiana Jones gedreht. Aber auch heutzutage finden immer mal wieder neue Drehs statt, beispielsweise einige Szenen von Game of Thrones oder auch Black Mirror. So verbrachten wir den Jahreswechsel einsam, aber sehr schön, ohne jegliches Feuerwerk und Knallerei, sehr idyllisch und einsam in der Wüste – Feliz año nuevo!
Bildergalerie Tabernas-Wüste
Die Gorafe Wüste
Wie sagte schon damals Sepp Herberger – „Nach der Wüste ist vor der Wüste“. Also machten wir Wüstenhopping von der Tabernas- zur Gorafe-Wüste. So hatte unser Dexter mit der 130 km Wegstrecke wieder ordentlich zu tun und ächzte mit Mühe und Not am Ende des Tages den steilen Anstieg vom kleinen Örtchen Gorafe hinauf auf das Plateau. Und während wir Kurve um Kurve die engen Serpentinen den Berg im ersten Gang hinauf fuhren, sahen wir ganz unten im Tal einen orangenen MB407 den gleichen mühsamen Weg nehmen. Bereits bei Tabernas lernten wir Isabel und Steve kennen mit ihrem hübschen 407er. Wir wussten, dass wir irgendwie in die gleiche Richtung fahren werden, aber wir rechneten nicht damit, dass wir uns so schnell wieder sehen werden. Hat uns auf jeden Fall sehr gefreut, die Beiden wieder zu sehen. An dieser Stelle liebe Grüße an Euch vier!
So standen wir zwei Nächte auf dem schönen Plateau, umgeben von Mandelbaumplantagen und hatten einen grandiosen Blick über die Wüste und die schneebedeckte Sierra Nevada. Da die kleine Youma weiterhin ihre Halskrause tragen und sich entspannen musste, machten Masou und ich (Carsten) uns auf eine lange Tour durch die Kargheit der Natur. Außer Wüste gab es nicht viel zu entdecken, aber von dieser dafür natürlich reichhaltig. Viele bizarre und bunte Felsformationen, die sehr an eine bekannte Wüste aus den USA erinnern. Vermutlich nannten die Spanier auch aus diesem Grunde ein gewisses Gebiet innerhalb der Wüste Los Coloraos, also in Anlehnung an die berühmten Felsformationen im Grand Canyon von Colorado.
Es war eine ruhige, von Einsamkeit geprägte Tour. Menschen traf ich keine, nur der eine oder anderen Offroader verhüllte die trockene Piste kurzzeitig in eine Staubwolke. Der Rückweg gestaltete sich eher schwierig. Ein laut Karte vorhandener Weg stellte sich als ein kleines, feuchtes Bachbett heraus, welches derart mit meterhohen Gräsern zugewachsen war, dass ich kurzfristig an eine Umkehr dachte. Doch da das Ziel nicht mehr weit war und die Dunkelheit nahte, schlug ich mich im wahrsten Sinne des Wortes irgendwie durch das Gestrüpp (siehe Bild oben rechts). So kamen Masou und ich dann doch noch pünktlich zum Sonnenuntergang am Camper an und konnten das letzte, schöne Licht über der Wüste bewundern.
Embalse de Negratin
Unser nächstes Ziel war Granada, doch vorher gönnten wir uns noch einen kurzen Abstecher zum Embalse de Negratin, einer der vielen Stauseen hier in Andalusien. Wie bei fast allen Stauseen in diesem Winter in Andalusien, ist auch in diesem hier der Wasservorrat schon sehr weit aufgebraucht. Andalusien, und auch ganz Spanien, haben einen Rekordsommer 2022 hinter sich mit extremer Hitze und kaum Regen. So sind die Wassertemperaturen aktuell hier im Januar kaum einladend zum Baden, doch man kann sich gut vorstellen, wie angenehm es im Sommer wohl sein mag, bei Temperaturen jenseits der 40 Grad, sich hier im smaragdgrünen Wasser eine Abkühlung zu verschaffen.
So machten wir es uns mit unserem kleinen Häuschen direkt an der Klippe zum Stausee im Pinienwald gemütlich mit einer tollen Aussicht. Keine Menschenseele weit und breit auf mehreren Kilometern – also wieder ein Stellplatz genau nach unserem Geschmack. Hier hätten wir einige Tage länger bleiben können, doch Granada stand auf dem Plan. Wir hatten bereits vorab einen Termin bei einem Tierarzt in der Stadt vereinbart für Youmas Nachkontrolle. So hieß es pünktlich los, damit die Kleine bald wieder in eine Freiheit ohne Halskrause entlassen werden kann und wir Menschen die Gewissheit haben, dass es Ihrem Auge wieder gut geht und alles schön verheilt ist.
Im nächsten Beitrag erfahrt ihr mehr über Granada, die Alpujarra und wir treffen alte Bekannte wieder. Bis bald!
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