Tag 60 unserer Reise durch Europa.
Es war nun fast Ende Januar und wir befanden uns bereits seit vier Wochen in Andalusien. So langsam rückte unsere Einreise nach Marokko immer näher. Wir hatten die Überfahrt für die nächsten Tage geplant, aber wie das mit den Plänen meist ist, entweder man wirft sie selbst über Bord, oder die Pläne werden durch Probleme, oder auch durch eigene Dummheit zunichte gemacht. Aber dazu gleich mehr.
Wie ihr Euch noch aus dem letzten Bericht erinnern könnt, verbrachten wir die Nacht in Grazalema und wollten uns für den neuen Tag die Besichtigung des schönen Ortes vornehmen. So standen wir morgens auf uns wunderten uns, warum unser 230V Bordnetz streikte und das Anzeigepanel des Wechselrichters wild blinkte. Also begann der Tag mit einer groß angelegten Fehlersuche. Diverse Neustarts des Wechselrichters, Kabelprüfungen und Anleitungen lesen brachte keine Abhilfe. Wir haben das teuerste Modell der Herstellers Votronic verbaut, den SMI 1700 ST-NVS und das Flaggschiff aus dieser Serie. Also kontaktierten wir den Kundensupport des Herstellers. Das Unternehmen bietet normalerweise einen gar nicht mal so schlechten Support, auch per Telefon. Allerdings war an dem Tag ein wenig der Wurm drin. Der richtige Ansprechpartner war nicht verfügbar, also hieß es warten.
Hunde in Marokko? Da war doch was…
So verbrachten wir die gerade spontan verfügbare Zeit mit Vorabrecherche für Marokko. Also Reiseführer lesen und ein wenig googlen. So stießen wir auf ein paar Facts über Marokko, die auch die Hunde betrafen, und plötzlich fiel es uns wie die Schuppen von den Augen. Hunde und Marokko, war da nicht noch etwas Wichtiges? Ja, da war tatsächlich etwas, nämlich der Check des Tollwut-Titers und das Gesundheitszeugnis für unsere Hunde. Diese Checks sind nicht zwingend für die Einreise nach Marokko notwendig, aber unbedingt notwendig für die Wiedereinreise in die EU. Marokko gilt als Tollwutland und demnach die Regelung, dass ein Tier bei Wiedereinreise einen ausreichenden Schutz gegen Tollwut hat. Der sogenannte Titer, also der Wert der Antikörper gegen die Tollwut, muss vorher von einem zertifizierten Labor getestet und nachgewiesen werden. Die ganze Prozedur dauert um die zwei Wochen. So wussten wir eigentlich schon bei unserer Abreise im November, dass dieser Check gemacht werden muss, aber scheinbar war das Thema ganz weit weg und wurde von uns schlicht vergessen. Mal davon abgesehen, dass wir die Checks bereits bei den diversen Tierarztbesuchen in Spanien hätten erledigen können.
Wechselrichter Votronic SMI 1700 ST-NVS
So teilten wir uns die Organisation. Marion recherchierte beim Thema Tierarzt und Carsten kümmerte sich um den Wechselrichter. Hier kam nach langer Warterei endlich der Rückruf von Votronic. Gute zwanzig Minuten telefonierte Carsten mit dem Mitarbeiter und versuchte den Fehler zu erklären. Der Erfolg war allerdings eher bescheiden. Vom Support wurden uns teils hanebüchene Gründe genannt, warum der Wechselrichter nicht funktionieren sollte. Die Fehleranzeige am Gerät war dem Support übrigens gänzlich unbekannt und uns erschlich sich das Gefühl, man wollte das Ganze als Anwenderfehler abtun. Letztendlich konnte uns der Support keine hilfreichen Tipps geben, wie wir das Gerät wieder zum Laufen bringen. Vermutet wurde ein elektronischer Defekt beim Laden über Landstrom am Vortag. So vereinbarten wir mit Votronic, dass wir das Gerät von Spanien aus zur Reparatur einschicken. Aber ob wir je den wahren Grund des Defektes erfahren werden? Mal abwarten. Wenn es hier Neuigkeiten gibt, schreiben wir hier ein kleines Update.
So hatte wir nun zwei Baustellen. Ein Tierarzt für unsere Hunde finden, damit die Einreise nach Marokko klappt und einen neuen Wechselrichter kaufen, damit unsere Stromversorgung wieder hergestellt wird. Allerdings waren wir mitten in den Bergen der Sierra de Grazalema. Sevilla und auch Malaga waren jeweils ca. 120 Kilometer entfernt und kamen für den Kauf eines neuen Wechselrichters in Frage. Wir entschieden uns für Sevilla. Für den Check unserer Hunde fanden wir eine vertrauenswürdige Tierklinik in Tarifa, welche auf das Prozedere spezialisiert ist. Telefonisch wurde uns schnell und kompetent auf Englisch geholfen und wir bekamen einen kurzfristigen Termin. So machten wir uns am frühen Nachmittag auf den Weg nach Sevilla. Nicht zum Sightseeing, sondern nur um fix einen neuen Wechselrichter zu kaufen, um dann auf direktem Wege wieder nach Süden zu fahren. Übrigens sind die Preise für Wechselrichter hier in Spanien deutlich günstiger und das sogar im Fachhandel.
Wechselrichter Votronic SMI 1700 ST-NVS
Der Wechselrichter von Votronic mit reiner Sinuswelle ist das Flaggschiff von Votronic, einem deutschen Hersteller aus Lauterbach. Er liefert konstante 1700 Watt Dauerleistung, dabei 2100W Kurzleistung und 3000W Spitzenleistung. Die Besonderheit der Typreihe NVS ist die integrierte Netzvorrangschaltung. Sie sorgt dafür, dass beim Anliegen von Landstrom die Netzsteckdosen im Fahrzeug automatisch mit Landstrom versorgt werden. Der Wechselrichter schaltet sich komplett ab und der Bordbatterie wird kein Strom mehr entnommen. Trennt man das Fahrzeug vom Landstrom, übernimmt der Wechselrichter automatisch wieder die Versorgung der 230V Verbraucher. Das Umschalten ist nicht bemerkbar und die angeschlossenen Geräte laufen einfach weiter. Im Lieferumfang ist ein Bedienteil, an dem sich der Gerätestatus ablesen und sich das Gerät bei Bedarf ausschalten lässt. Er verfügt über einen Automatik-Stromsparmodus, der den Wechselrichter in den Standby setzt, sobald keine Abnehmer vorhanden sind. Bei Strombedarf schaltet er sich einfach wieder ein. Unserer Erfahrung zeigt aber, dass das nicht mit jedem Verbraucher funktioniert. Zum Artikel: https://www.votronic.de/index.php/de/produkte2/sinus-wechselrichter/standard-ausfuehrung/smi-1700-st-nvs
Laguna de Medina
Da es inzwischen spät am Abend war nutzen wir als Übernachtung einen kleinen Parkplatz an der Laguna de Medina. Schnell den neuen Wechselrichter noch vor dem Abendessen eingebaut und unsere Stromversorgung war wieder in Ordnung. Der neue Wechselrichter hat zwar nur ein Drittel der Leistung des Alten, aber er tat seinen Dienst ohne zu meckern. Die Laguna de Medina ist ein kleiner See, auf dem zahlreiche Zugvögel rast machen, unter anderem auch Flamingos. Der See ist Schutzgebiet und großzügig eingezäunt, aber ein Weg führt um den See herum, teils über Stege. Von vier aus lassen sich die Vögel sehr gut beobachten. Also am besten ein Fernglas mitnehmen, beziehungsweise eine Kamera mit Teleobjektiv. Wer von Sevilla nach Süden unterwegs ist, dem können wir gerne den Parkplatz für eine Rast, oder Übernachtung empfehlen, da er auch in unmittelbarer Nähe der Schnellstraße liegt.
Embalse de Barbate
Am nächsten Tag steuerten wir unser eigentliches Ziel an, den Stausee Embalse de Barbate, an dem wir die folgenden Tage die Zeit bis zum Tierarzttermin überbrückt haben. Der Stausee liegt nicht entfernt von der Schnellstraße Sevilla nach Algeciras. Bereits nach Ronda hatte sich die Landschaft nach und nach verändert. Die Berge dort waren schon recht grün, die Gegend um Sevilla ist dann aber wieder flach und von Landwirtschaft geprägt. Doch der Embalse der Barbate überraschte uns vollkommen. Sanfte Hügel, eine üppig grüne Landschaft und die Uferbereiche gesäumt von grünen Wiesen auf denen Ziegen und Kühe weiden. Wir kennen natürlich noch nicht alle Gegenden in Andalusien, doch würden wir die Gegend um den See spontan das Schottland Andalusiens nennen und eine Spontanverliebtheit stellte sich ein. Zum Übernachten fanden wir wieder einen großartigen Platz zum Freistehen in der Nähe der Staumauer mit tollem Fernblick über den See. Hier kreisen die Milane über den Böschungen, die Wildgänse schnattern am See und am Waldrand lässt sich auch schon mal eine Herde Hirsche blicken.
Tierarzt in Tarifa
Nach zwei schönen und entspannten Tagen ging unsere Reise weiter nach Tarifa zum Tierarzt. Unser Ziel war die Clínica Veterinaria Tarifa Europa. Der Termin ging sehr flott, die Blutentnahme erfolgte und nun hieß es zwei Wochen warten, bis wir die Ergebnisse des Tollwut-Test haben. Das bedeutete umplanen. Wir wollten die Zeit überbrücken indem wir bereits das südliche Portugal erkunden, was wir eigentlich erst nach Marokko machen wollten. Die Entfernung ist mit einer Tagesfahrt nicht weit. Die groben Pläne stehen, aber auch diese Pläne werden Schall und Rauch wie ihr im nächsten Beitrag lesen werdet.
2 Responses
[…] Pläne ändern sich – Marokko rückt näher, oder auch nicht. […]
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