Tag 57 auf unserer Reise durch Europa. 3.700 km gefahren.
Nach einer ungemütlichen Anfahrt über kleine, steile und schmale Bergstraßen waren wir am Vorabend auf dem Parkplatz am Stausee bei El Chorro angekommen. So stand wieder ein Highlight Andalusiens auf unserem Plan, nämlich der Caminito del Rey, frei übersetzt der kleine Königsweg. Wir verbrachten hier eine ruhige Nacht, standen morgens gemütlich auf und wunderten uns ein klein wenig, warum sich der Parkplatz mehr und mehr mit Autos füllte. Uns war bewusst, dass wir am Ende des Caminito stehen und dachten „Nun ja, Wandergebiet halt“ und so machten uns auf dem Weg zum Startpunkt des Caminito. Doch dort angekommen, war keine Menschenseele zu sehen. Okay, also die Webseite des Caminito genauer gecheckt, denn am Abend vorher am Stausee gab es absolut keinen Internetempfang. Und siehe da, der Verlauf des Caminito war Aufgrund eines Felssturzes angepasst worden und der Start lag jetzt am Südende. So war klar, warum bereits früh am Morgen solch ein Trubel auf unserem Parkplatz herrschte. Da wir mit unserem Dicken vermutlich keinen Parkplatz mehr am alten Standort am Stausee bekommen hätten, nahmen wir als Alternative den Parkplatz weit außerhalb bei dem „Centro Visitantes“. So brachte uns ein Shuttlebus auf kurvenreicher Strecke zum aktuellen Startpunkt des Caminito.
Die Geschichte des Caminito del Rey
Die Geschichte des Caminito geht zurück bis ins Jahr 1901. Der Anlass für den Bau war ein Projekt zur Nutzung Winterregens und der Wasserkraft mit Talsperren, Rohrleitungen und Wasserkraftwerken. So entstand der Caminito, um das Baumaterial in dem äußerst unwegsamen Gelände durch die Schlucht zu transportieren und die Anlage unterhalten zu können. Auch die Bewohner der Nachbardörfer nutzten den Weg tagtäglich. Die Kinder als Schulweg, die Männer zur Arbeitsstätte und die Frauen zu Einkäufen. Nachts war der Caminito durch die Schlucht sogar beleuchtet und Reste der Laternen sind noch heute zu finden. Durch Witterungseinflüsse verschlechterte sich der Zustand des Weges mit den Jahrzehnten. 2001 wurde der Weg komplett geschlossen, nachdem es zu Unglücken mit Todesfällen kam.
Um den Weg wieder touristisch nutzen zu können, wurde er im Jahr 2014 und 2015 komplett neu aufgebaut, circa 2m über dem alten Weg. Noch heute lassen sich die Überreste des alten Weges gut erkennen (siehe Bild oben). Heute gehört er zu einer der größten Attraktionen Andalusiens und ist entsprechend beliebt. Im Sommer braucht man eine Reservierung teils drei Monate im Voraus, da nur eine gewisse Anzahl an Besuchern erlaubt ist.
Den Caminito del Rey vorbuchen?
Da auch in unserem Falle eine Wartezeit von mehreren Wochen notwendig gewesen wäre, hatten wir uns für eine Guided-Tour entschlossen, was sich im Nachhinein als Glücksfall herausstellte. Mit einer Gruppe von 25 Personen, und einem englischsprachigem Guide, sind wir zweieinhalb Stunden durch die Schlucht geführt worden. Die Preise sind mit 10 € für die Einzelkarte und 18 € für die geführte Tour moderat (Januar 2023). Der Guide erzählte uns viel über die Geschichte des Weges und über die Tier- und Pflanzenwelt in der Schlucht. Beispielsweise wachsen in der Schlucht Johannisbrotbäume. Wusstet Ihr, dass die Kerne in der Frucht des Johannisbrotbaumes bereits in der Antike als Wägeeinheit für Diamanten verwendet wurde? Alle Kerne haben nahezu ein Gewicht von 200 Milligramm mit einer Trefferquote von 95%. Diese 200 Milligramm ergeben ein Karat, die Gewichtseinheit für Diamanten. Und wer die Augen offen hält, kann direkt oben am Weg Abdrücke von Fossilien, genauer Ammoniten, sehen.
Hoch oben am Caminito del Rey – Geier und Fossilien
Die wie oben bereits geschrieben, führt die Tour normalerweise in eine Richtung von Nord nach Süd durch die Schlucht. Am Ende fährt ein Shuttlebus die Besucher wieder zurück zum Ausgangspunkt. Wegen der Sperrung des Weges, war eine Begehung nur vom Südportal bis zur Mitte möglich und dann wieder Retour. Das tat der Begeisterung aber keinen Abbruch, da sich der imposanteste Teil im Süden befindet. Der gesamte Weg ist normalerweise circa acht Kilometer lang und verläuft oft meistens hoch oben an den Felsen, aber auch mal durch offene Abschnitte wie kleine Wälder. An den spektakulärsten Stellen hängt der Weg an den 400 Meter hohen Felsen gut 100m über dem Boden der Schlucht. Man braucht nicht viel Glück, um in der Höhe die umhergleitenden Geier beobachten zu können. Auf jeden Fall sollte man für die Tour recht schwindelfrei sein. Die Strecke ist zwar absolut sicher, doch eine Hängebrücke, immerhin aus Stahl gebaut, die in 100 Metern bei oft starkem Seitenwind über die Schlucht führt, ist für manche schon eine Herausforderung. Kinder unter acht Jahren und Hunde sind übrigens nicht zugelassen.
Unser Fazit über den Caminito del Rey
Alles in Allem waren wir sehr begeistert – von dem Weg, der Führung und der spektakulären Landschaft. Früh buchen ist auf jeden Fall empfehlenswert, am besten über die Webseite https://www.caminitodelrey.info/. Ebenso empfehlen wir die Guided-Tour, wegen der vielen Infos.
Im nächsten Beitrag: Ronda und die Sierra de Grazalema
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